Privatsphäre ist was für jeden - auch online!

Und genau deshalb wollen wir uns gemeinsam damit beschäftigen.
Du möchtest verstehen, warum Privatsphäre online so wichtig ist? Dann bist du hier genau richtig!

Close-up of hands holding speech bubbles, symbolizing communication and dialogue against a blue sky.

Daten werden von uns kontinuierlich produziert – ob beim Schauen von YouTube-Videos, Bestellen von Kleidung oder bei der Recherche nach dem besten Restaurant in der Umgebung. Diese Daten können von den Anbietern unter anderem dafür genutzt werden, personalisierte Empfehlungen oder Werbung anzuzeigen. Doch welche technischen Prozesse sich genau dahinter verbergen, ist abstrakt. Gruppen, denen ein grundlegendes Verständnis dieser Prozesse aufgrund von fehlender Erfahrung oder kognitiven Fähigkeiten fehlt, sind besonders vulnerabel hinsichtlich ihrer Privatsphäre.

Unser Ziel war es, in neun Fokusgruppen mit Kindern (8-10 Jahre), Senior:innen (65+ Jahre) und Menschen mit kognitiven Einschränkungen Einblicke in deren Einstellungen und Wissen über Datenflüsse zu gewinnen. Mit diesen Erkenntnissen möchten wir künftig das Verständnis für Online-Privatsphäre vertiefen und dazu beitragen, vulnerable Gruppen besser zu schützen. Unser Fokus lag besonders auf Prozessen, bei denen Daten von Nutzer:innen zu Unternehmen gelangen, dort gesammelt, verarbeitet und weiterverwendet werden. Dabei haben wir YouTube als beispielhafte Plattform behandelt.

Basierend auf unserer Studie konnten wir beobachten, dass die meisten Teilnehmer:innen in allen Gruppen ein Grundverständnis für Mechanismen der Datensammlung aufzeigten. Dabei wurde deutlich, dass Kinder und Menschen mit kognitiven Einschränkungen ihr Verständnis vor allem auf Prozesse stützen, die beobachtbar und greifbar sind. Ein Beispiel dafür ist der Like-Button, den man anklicken kann, der daraufhin seine Farbe verändert und somit signalisiert, dass man potenziell etwas preisgegeben hat. Dieser Aspekt der Greifbarkeit sollte in zukünftigen Ansätzen zur Förderung von Privatheit berücksichtigt werden und könnte hilfreich sein, um Personen auf Gefahren hinzuweisen.

Eine weitere Feststellung war, dass besonders die Gruppe der Kinder keine klare Haltung gegenüber dem Thema Datafizierung (dem Prozess, bei dem verschiedene Aspekte der Gesellschaft in Daten umgewandelt, ausgewertet und weiterverwendet werden) zeigte. Dies könnte auf die Komplexität des Themas und das damit verbundene fehlende Verständnis zurückzuführen sein. Anders verhielt es sich bei der Gruppe der Senior:innen, die der Datafizierung gegenüber eine starke Skepsis zeigten, sich jedoch durch ihre Lebenserfahrung weniger betroffen fühlten. Diese Haltung könnte die Gefahr bergen, die Potenziale der Datafizierung zu unterschätzen. Während Senior:innen ihr Wissen zu einem großen Teil auf ihre Lebenserfahrung stützten, war das Verständnis von Kindern und Menschen mit kognitiven Einschränkungen häufig von Erfahrungen oder den Erklärungen ihrer Bezugspersonen wie Eltern oder Betreuer:innen geprägt. So erwähnten beispielsweise einige Personen mit kognitiven Einschränkungen, dass sie Cookies aufgrund ihrer Betreuer:innen ablehnten. Worum es sich dabei aber handelte, entzog sich deren Verständnis. Dieser Befund unterstreicht nicht nur die Relevanz von Bildung und Unterstützung der vulnerablen Gruppen beim Selbstschutz, sondern auch von deren Bezugspersonen, wie Eltern, Lehrer:innen oder Betreuer:innen.

Unsere Erkenntnisse verdeutlichen, wie unterschiedlich spezifische Bedürfnisse und Nutzungskontexte der verschiedenen Zielgruppen aussehen und dass Bildungsansätze an diese angepasst werden sollten. Während Bildung eine essenzielle Rolle für den sicheren Umgang mit digitalen Technologien spielt, gibt es auch Stimmen, die kritisieren, dass man damit die Verantwortung für den eigenen Online-Schutz auf die Nutzer:innen abwälzt – wenngleich es externe Akteure wie Unternehmen und Regierungen sind, die sich maßgeblich dafür verantwortlich zeichnen, dass Nutzer:innen auf Schutz angewiesen sind. Neben kognitiven Ansätzen (wie Bildung) ist der nächste Schritt für unser Projekt, mit den vulnerablen Gruppen gemeinsam Möglichkeiten zu erarbeiten, wie man intuitiven Schutz gewährleisten kann. Davon sollen letztlich nicht nur besonders schützenswerte Personen profitieren, sondern alle Internetnutzenden. Hierbei geht es speziell um die Entwicklung und Testung sogenannter viszeraler Hinweisreize, die intuitiv auf Gefahren aufmerksam machen und im besten Fall auch Schutzverhalten auslösen können. Mehr zu viszeralen Reizen gibt es hier.

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