Die informierte Zustimmung und ihre Grenzen
Um private Informationen zu schützen, dürfen diese meistens nur auf der Grundlage einer informierten Einwilligung gesammelt und verarbeitet werden. Informierte Einwilligung heißt, dass ich über alle wichtigen Fragen der Datennutzung ausreichend informiert bin und dann freiwillig meine Daten preisgebe.
Große Einigkeit besteht darin, dass diese informierte Einwilligung nicht ausreicht, um Daten zu schützen. Dies hat viele Gründe. Oft haben wir einfach keine andere Wahl, da wir viele Angebote nicht nutzen können, ohne der Verwendung unserer Daten zuzustimmen. Zudem gibt es auch in der Regel keine anderen Anbieter, zu denen wir wechseln könnten, die nicht unsere Daten haben wollen. Oft werden wir sogar nicht mal gefragt, ob unsere Daten genutzt werden können, obwohl wir gefragt werden müssten.
Informiert einzuwilligen kann jedoch auch aufwändig und kompliziert sein. Wir müssen lange Texte lesen, um informiert zu sein und anschließend komplizierte Einstellungen vornehmen. Dies steht oft in keinem Verhältnis zu dem, was wir tun wollen und der Zeit, die wir auf der Seite verbringen wollen. Ein Ansatz, um dieses Problem zu beheben besteht darin, diese Informationen durch Bildsymbole transparent zu machen. Dazu kommt, dass viele Menschen sich nicht gut genug mit den Gefahren für ihre Privatheit auskennen und recht sorglos zustimmen, wenn sie nach ihren Daten gefragt werden. Diese Fähigkeit, die eigenen Daten zu schützen, ist ungleich verteilt. Kinder zum Beispiel haben oft noch kein Gefühl für die Gefahren im Internet. Außerdem müssten sie komplizierte Informationen gut genug verstehen, um ihre Zustimmung geben zu können – eine Fähigkeit, die ihnen oft noch fehlt.
Um Menschen dabei zu unterstützen, ihre Privatsphäre besser zu schützen, bieten sich zwei Lösungsansätze an: Erstens kann man versuchen, sie aufmerksamer für die bestehenden Gefahren zu machen etwa indem viszerale Reize eingesetzt werden. Dies kann aber auch durch Bildung und Aufklärung passieren oder indem man die Einwilligung weniger kompliziert gestaltet. Diese erste Lösung bedeutet jedoch immer, dass die Verantwortung bei einem selbst liegt, denn unsere eigenen Daten werden nur geschützt, wenn wir uns “richtig” Verhalten. Viele Dinge können wir aber gar nicht beeinflussen. Wenn wir etwa bei der Verwendung von sozialen Netzwerken keine andere Wahl haben, als unsere Daten preiszugeben, dann wäre es unfair, uns die Schuld hierfür zu geben. Die zweite Lösung besteht daher darin, nicht nur uns die Verantwortung für den Schutz unserer Privatheit zu übertragen, sondern Unternehmen dazu zu bringen, unsere Privatheit zu respektieren. Das kann erreicht werden, indem Gesetze eingeführt werden, die den Schutz der Privatsphäre stärken, oder indem alternative Unternehmen unterstützt werden, die soziale Netzwerke, Suchmaschinen, Plattformen usw. betreiben, ohne die Privatsphäre ihrer Nutzer zu verletzen. Grundsätzlich sollte der Privatheitsschutz nicht von den Fähigkeiten und Risikoeinschätzungen der einzelnen Personen abhängig gemacht werden, sondern von vorneherein alle einschließen, insbesondere auch diejenigen, die ihre Privatsphäre selbst nicht gut genug schützen können. Mehr zu der Bedeutung der Einbeziehung vulnerablen Gruppen in die Wissenschaftskommunikation finden sie hier.
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